Aus irgendeinem Grund hält sich hartnäckig das Gerücht, SoftwareentwicklerInnen wären zurückgezogene Wesen, die 8 Stunden am Stück allein an ihrem Schreibtisch sitzen und programmieren. Tatsächlich jedoch gehören sie im Arbeitsalltag zu den gefragtesten Personen unseres Unternehmens. Nicht selten finden EntwicklerInnen es schwierig, neben den vielen E-Mails und bei all dem Besuch am Schreibtisch ihre Arbeitsaufgaben zu erledigen - schließlich braucht es hochkonzentrierte Phasen, in denen die komplexen Programmieraufgaben gelöst werden können. Wie also schafft man im belebten Arbeitsalltag Ruhezeiten?

 

Das Märchen von isolierten Softwareentwickler

Es war einmal ein Softwareentwickler. Er war blass, weil er nie rausging, sprach nur das Nötigste. So oder so ähnlich würde das Märchen wohl beginnen, denn die Medien haben sich in der Vergangenheit wahnsinnig Mühe gegeben, genau diesen Stereotyp zu prägen. Computer-Nerds sitzen mit Headsets in dunklen Büros und das ist sogar noch eines der netteren Vorurteile. Vielleicht hält sich dieses Gerücht auch deshalb so hartnäckig, weil die meisten Menschen sich nicht vorstellen können, was ein Softwareentwickler konkret macht.

 

Die Welt der logischen Künste

Eine Computersoftware ist vergleichbar mit einem Uhrwerk. Viele kleine Prozesse greifen ineinander wie die Zahnräder einer Uhr. Deshalb reicht es nicht nur den aktuellen Teil der Aufgabe zu überblicken, man muss das komplexe Ganze immer im Kopf behalten. Software hat dabei zahlreiche Abhängigkeiten. Nicht nur zu sich selbst, sondern auch nach außen. Es geht nicht nur darum, dass die Software am Ende fehlerfrei funktioniert und reagiert. Sie muss auch auf den Anspruch des Anwenders angepasst sein. Für den Anwender müssen alle erforderlichen Funktionen sinnvoll implementiert werden. Dazu bedarf es einer Bedürfnisanalyse: Wer arbeitet mit der Software? Was braucht der Anwender? Wie funktioniert der Kundenprozess? Was ist technisch umsetzbar? Solche und noch viele weitere Fragen müssen SoftwareentwicklerInnen im Alltag beantworten. Gleichzeitig müssen diese Anforderungen auch technisch sauber umgesetzt werden.

 

Alltag jonglieren - Verantwortung als Arbeitgeber übernehmen

SoftwareentwicklerInnen sind im Alltag von vielen Anspruchsgruppen umgeben. Dabei müssen alle Beteiligten ihre Aufgaben jonglieren. Standups helfen dem Team, Jour-Fixe dem Projektmanagement, Statuscalls dem Kunden. Doch wie schafft man eine respektierte Ruhezeit für hochkonzentrierte Arbeitsphasen? Sprechstunden kennen wir aus anderen Bereichen. Bei 50 Entwicklern 50 verschiedene Sprechstunden? Das würde wohl kaum funktionieren. Eine Ampel am Arbeitsplatz und nur bei grün darf unterbrochen werden? Ein sinnvolles Signal?

Wir haben vieles ausprobiert und Feedbackschleifen gefahren. Langfristig und abteilungsübergreifend erfolgreich ist für alle unsere Fokuszeit.

 

Fokuszeit - Kleines Signal, große Wirkung

Mit einfachsten Mitteln - einem orangenen Verkehrskegel - sorgen wir in der MAC für Ruhe beim Arbeiten. Dienstagvormittag zwischen 9Uhr und 12:30Uhr steht in allen Eingängen der Gebäudeflügel ein orangefarbenes Verkehrshütchen im Weg. Es bedeutet: Hier darf niemand bei der Arbeit gestört werden. Gespräche im Gang sollten gar nicht bis maximal im Flüsterton geführt werden. Interne Telefonate sind auf ein Mindestmaß zu reduzieren. Nur Kunden sind von dieser Regelung ausgenommen. Es ist Fokuszeit. Kommuniziert wurde diese Maßnahme via unternehmenseigenem Kommunikationssystem. Zuwiderhandlungen gibt es kaum, falls doch, wird es in der Regel unverzüglich von den betroffenen Mitarbeitern kommentiert.

 

In Härtefällen steht das orangene Verkehrshütchen hinter(!) der verschlossenen Glastür. Beim Öffnen der Tür würde das Hütchen umfallen und sich im besten Falle im Teppich verkannten. Das schreckt ab!